Wein,
wenn ich dich heute trinke,
als Jüngling in den Schoß dir sinke,
sollst du mich in allen Sachen
dreist und klug, beherzt und weise,
mir zum Nutzen, dir zum Preise,
kurz – zu einem Alten machen.Wein,
wenn ich dich künftig trinke,
im Alter in den Arm dir sinke,
Sollst du mich – geneigt zum Lachen,
unbesorgt für Tod und Lügen,
dir zum Ruhm, mir zum Vergnügen,
kurz – zu einem Jüngling machen.nach
Gotthold Ephraim LessingWein
Man kann,
wenn recht wir überlegen
Wein trinken diverser Ursach‘ wegen:
einmal um eines Festtags willen,
so dann vorhandenen Durst zu stillen,
denselben künftig abzuwehren,
dann auch dem guten Wein zu Ehren
und endlich um jeder Ursach` willen.nach Friedrich Rückert
„Muss man Wein eigentlich immer genießen
oder kann man ihn auch einfach nur trinken ?“Zitat Wiglaf Droste
Vagantenlied aus dem 12. Jahrhundert
Letzter Wille
Mein Begehr und Willen ist: In der Kneipe sterben!
Nah den Lippen sei der Wein, eh sie sich entfärben.Und der Englein Sterbechor möge für mich werben:
„Lass den wackren Zechkumpan, Herr, dein Reich ererben!“Jeder Zecher gehet ein
zu des Himmel Toren,
so der Jüngling wie der Greis;
doch im Feuer schmoren
muss das einfach Bürgerpack;
die sind nicht geboren
zu verkosten solchen Trunk
fein und auserkoren.Leib und Leben lasst dem Wein
uns, dem guten, weihen,
Sintemal er innerlich
schafft ein gut Gedeihen!Bringt man uns nur Wein genug,
wann nur wir darum schreien,
wollen wir im Himmel droben,
Herr, dich benedeien.Vinus, Vina, Vinum heißt,
Weiner, Weine, Weines.
Masculin und Feminin
braucht man für Gemeines.Doch im sächlichen Geschlecht
liegt was Götterfeines,
das den Trinker kundig macht
trefflichsten Lateines.Für die Kirche nicht so sehr
ist mein Herz erglommen,
doch die Kneipe war mir stets,
ist mir stets willkommen.Bis dereinst die Engel nahn,
bis mein Ohr vernommen
ihren lust’gen Bruder-Gruß:
„Ew’ge Ruh den Frommen!“aus dem Lateinischen von Ludwig Laistner
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