Fasnet-Gruppen nehmen Abschied von närrischer Heimat – Letzter Gruß an Srählgott ‚Strählo‘
Für eine Vielzahl eher passiver Narren ist es ab dem Schmotzige in auserwählten Kneipen und ‚Locations‘ oft so, als ob der Tabernakel samt dem hoch-heiligen Fasnet-Goascht von den Hohepriestern der Stüble-Fasnet geöffnet wird, und zwar dann, wenn man dort einen Platz ergattert hat, wo sich das vermutete Dutzend der lokalen Gesangs- und Vortragsgruppen in all seinen Varianten präsentiert.
So wie bereits während 25 Jahren im Theater am Turm, für 20 Jahre im Hafner-Stible oder – wie am vergangenen Freitagabend – zum zehnten und wohl auch letzten mal – in der Weinstube Riegger. Eben genau dort, wo über Jahrzehnte die Villinger Fasnet stets und ständig als ein Ort der allerbesten Unterhaltung, der frechen und auch wehmütigen Liedle über die Narretei im Städtle, die man im Blut habe, mit den Moritaten oder den Sketchen, wie sie von Solisten oder großen Gruppen vorgetragen werden.
„Steile Berge-feuchte Täler“ und der erste Männerparkplatz in Triberg waren dann auch eins von vielen Themen der „drei großen und einem halben Italiener“, wie sie von der diesjährigen „Gäßler-Gondoliere-Mafia“, der Gruppe „Total vekehrt“ dargestellt wurden.
Dass die Villinger Fasnet dem Italiener aus Schwenningen nun so ganz und gar nicht gefallen konnte, lag wohl daran, dass er auch „Freundin von Mann mit Scheme“ nicht so einfach kapieren konnte: beste Persiflage auf „Hau ab Schwanz von Katz'“ bis „Wenn de mit wit, nimme di mit“ so passieren kann.
Kaum weniger pointiert das Trio „Vogelfrei“, die auch einen Bonsai-Brunzer aufs Korn nahmen und mit dem Wirt Peter rappten: Ich wäre so gerne mal OB.
Vom ultimativen Strähl-Gott „Strählo“ sangen die Dörr-Brüder Carsten und Eric, die instrumental an den Gitarren wohl das hohe und höchste Niveau erreichen, wenn sie persiflieren „Ich wünsch mir mein Bier zurück“ oder wenn sie covern: „Bier über Kopf“.
Von den Flauer-Klauers mit Gitarristin Sabine, Micha und Simone erfuhr man danach, dass Vieles während der Fasnet zwar von alleine, aber auch vom Rotwein kommt.
Neuer Star am Villinger Fasnet-Himmel der Solisten ist seit vergangenem Jahr Christian „Chrisy“, ein niederbayrischer Blechtrommler. Ihm falle so mache Idee beim Nasbohren ein, er weiß was von Vogel-Rüden und vom Riesenvogel Oi-Oi-Oi und er schaut auf keinen Fall auf die Uhr, wenn er unterhalten will und er dies bestens kann.
Bestens auch das Pointen-Paket von Hill’s Angels an ihren Saiten-Instrumenten, das Duo von „Los ämol“ und nicht zu vergessen Gesche und ihre „Socke-Mollies“.
Insgesamt ein gefühlvoler, heiterer und auch ein wenig wehmütiger, weil wohl letzter Fasnet-Obed im Riegger-Stüble, wobei es ab Aschermitwoch aber heißen wird: „Noch de Fasnet isch vor de Fasnet!“
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